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Auf keinen Fall behandle ich meine Kinder gleich. Das wäre ungerecht. Es gibt einen ganz einfachen Grund dafür.

23. Oktober 2021

Du hast richtig gelesen, ich will meine Kinder nicht gleich behandeln. Das mag im ersten Moment ungerecht klingen, ich denke jedoch, dass es ungerecht ist, wenn wir unsere Kinder gleich behandeln.

Es gibt einen einfachen Grund: Sie sind nicht gleich. Jedes Kind ist anders. Sicher gibt es Regeln in einem Haushalt, die für alle gelten sollten, doch davon spreche ich nicht.

Es gibt Bereiche, da ist es für uns selbstverständlich, dass wir unsere Kinder nicht gleich behandeln. Wenn wir beispielsweise wissen, dass der eine Sohn Fussball mag und der andere Unihockey, dann schenken wir beiden etwas, das zur jeweiligen Sportart passt und nicht beiden einen Unihockeyschläger.

Dann gibt es andere Bereiche, da tun wir uns oft schwerer, jedes Kind nach seiner Persönlichkeit zu behandeln. Beispielsweise die Zeit ins Bett zu gehen gehört in diese Kategorie. Am bequemsten wäre es natürlich, wenn alle Kinder zur gleichen Zeit ins Bett gehen würden. Was aber, wenn ein Kind mehr resp. weniger Schlaf als ein anderes braucht? Ist es da nicht ungerecht, von ihm zu erwarten, zur gleichen Zeit wie das andere schlafen zu gehen?

Oft orientieren wir uns am Alter unserer Kinder und erwarten dann von jedem Kind zum gleichen Zeitpunkt dasselbe. Entwicklungspsychologisch ist es jedoch so, dass Kinder teilweise einen Entwicklungsunterschied von bis zu 3 Jahren aufweisen können. Für diese Unterschiede können die Kinder nichts.

Wie ungerecht wäre es, wenn wir von jedem Kind zum gleichen Zeitpunkt dasselbe erwarten würden?

Was braucht es, dass wir unseren Kindern das geben können, was sie brauchen?

1. Wir müssen unsere Kinder kennen.

Wir dürfen sie beobachten und schauen, was für Zeichen und Antworten wir erhalten und dann können wir darauf eingehen.


2. Entspannung

Oft hat man innerlich eine Vorstellung, was ein Kind zu welchem Zeitpunkt oder in einem gewissen Alter können sollte und was nicht. Diese Vorstellungen oder auch Vergleiche mit anderen Kindern in einem ähnlichen Alter können zu Stress führen. Erinnere dich daran: Kinder wollen von sich aus lernen und sie tun dies auch. Nicht jedes Kind lernt jedoch dasselbe zur selben Zeit.

Einverstanden, die gleichen “Regeln” für alle Kinder zur gleichen Zeit anzuwenden ist (manchmal) einfacher als ein individueller Ansatz. Ein individueller Ansatz ist jedoch kindergerechter und bringt kurz- sowie langfristig mehr Freude, für die Kinder und die Eltern.

 

Über den Autor

Philipp Döbeli

Nach dem Studium des internationalen Managements arbeitete Philipp in verschiedenen Unternehmen in den Bereichen Raumklima, Technologie, Lebensmittel und Mobilität. Innovationen faszinieren und begleiten ihn seit rund 10 Jahren. 2017 gründete er seine erste Firma. Philipp ist stolzer Ehemann und Vater von 2 Töchtern. Er liebt es, in der Freizeit Sport zu treiben und zu reisen. Seine Lieblingsstadt ist New York.

Familienferien - total entspannt oder einfach nur Stress?

02. Juni 2021

Ich denke, jede Familie kennt das Gefühl der Vorfreude, wenn wieder Ferien als Familie vor der Türe stehen. Alle sehnen sich nach einer entspannten Auszeit mit schönen Erlebnissen als Familie. 

Doch wer kennt nicht die andere Seite? Schon beim Packen ein Riesenchaos, überfüllte Koffer und Taschen, den Überblick verloren und die Wohnung oder das Haus unordentlich hinterlassen und somit gar nicht einladend für das „Wieder-nach-Hause-kommen“. Dazu kommt die lange Reise, welche im Desaster endet, weil die Kinder kein Sitzleder mehr haben. Die Familie, welche vor drei oder vier Tagen noch voller Vorfreude war, kommt total gestresst und entkräftet in der Feriendestination an. Dies endet dann oftmals so, dass die ersten zwei, drei Tage im gleichen Tenor weiterlaufen.

 

Dies alles klingt jetzt extrem pessimistisch und auch ein wenig überspitzt. Aber ganz aus der Luft gegriffen ist es eben auch nicht. Deshalb möchte ich hier ein paar Erfahrungen schildern, die ich aus vergangenen Familienferien mitgenommen habe und Tipps und Tricks auflisten, welche wir als Familie ab jetzt immer im Hinterkopf haben, wenn wieder Ferien vor der Türe stehen. Ich schildere euch meine Erfahrungen mit zwei Kleinkindern. Eventuell helfen manche Tipps für grössere Kinder nicht mehr so gut und müssen angepasst werden. 

 

Eine gute Planung und Vorbereitung ist alles

Die Ferien beginnen ja grundsätzlich schon mit der Planung und der Buchung. Doch eine Woche vor dem Abreisedatum startet bei uns zu Hause die finale Vorbereitung. Es ist sehr hilfreich einen Wochenplan zu erstellen, damit zu Hause noch alle Aufgaben wie putzen, Wäsche waschen, Abfall entsorgen, Kühlschrank leeren (hängt mit dem Essensplan zusammen) usw. auf die verbleibenden Tage aufgeteilt sind. Nach dem letzten Wäschetag bleibt dann ein ganzer Tag frei fürs Packen.

 

Gepäck gut organisieren

Beim Packen werden bei uns schon die kleinen Kinder in irgendeiner Weise eingebunden. Damit die Sache nicht chaotisch wird, stelle ich alle leeren Gepäckstücke für die Reise in die jeweiligen Zimmer und gehe mit den Kindern gemeinsam die Packerei durch. Beim Thema Spielzeug gilt bei uns die Regel, dass jedes Kind einen kleinen Rucksack füllen und mitnehmen darf. Da sind sie total frei in der Auswahl. Ich folge auf den sozialen Medien einer Familie, welche mit drei Kleinkindern um die Welt reist und das ganze Hab und Gut verkauft hat. Diese Kinder reisen mit genauso wenig Spielsachen und jedes ist für den eigenen Rucksack verantwortlich. Was sehr hilfreich ist, sind die Kinder-Schranktrollies. Die bleiben die ganzen Ferien lang ordentlich und die Kinder können sich schon früh selbständig organisieren. Was sich bei Autoreisen sehr bewährt hat, ist die Verwendung von durchsichtigen Plastikboxen. So haben wir Themenboxen für die ganze Familie wie: Regensachen, Schuhe, Badesachen, ev. Esswaren usw. Dies erleichtert das Einladen ins Auto und jedes mitgebrachte Teil hat bis zum Ende der Ferien seinen Platz, was wiederum für Ordnung sorgt.

Die Reise schon als Ziel gestalten

Jede Reise, auch wenn sie noch so kurz ist, soll als Happening geplant sein und nicht als Mittel zum Zweck. Deshalb planen wir immer im Voraus etwas Spannendes für die Reise. Klar, wenn man fliegt, ist das ja für die Kinder oft schon genug Programm, ohne dass man noch etwas dazu überlegen muss. Bei Autofahrten sieht es jedoch ein wenig anders aus. Da gibt es bei uns einen Spielkoffer, welchen man an der Rückenlehne anbringen kann und den fülle ich für lange Reisen immer neu mit spannenden Mal-, Bastel-und Lesesachen. So braucht man das Ipad oder den DVD Player nicht unbedingt. Dazu plane ich jeweils ein bis zwei Zwischenhalte ein, auf welche sich die Kinder freuen dürfen. Ich google im Vorfeld nach Indoorpspielplätzen (da diese wetterunabhängig sind) oder manchmal sind eine Portion Pommes mit einem kleinen Dessert in einer Raststätte auch schon ein Highlight. Wenn möglich verbinden wir eine Reise zusätzlich mit einem Besuch bei Freunden oder Bekannten. So haben die Kinder zwischendurch wieder Raum für Bewegung.

 

Aktivitäten, Programm und Bedürfnisse im Voraus klären

Familienferien sind grundsätzlich ja keine Wellnessferien. Man unternimmt Ausflüge und braucht auch in den Ferien gewisse Strukturen, damit die Familie funktionieren kann. Da bietet es sich an, schon vor den Ferien zu besprechen, welches Mitglied der Familie welche Bedürfnisse hat. Dies kann bei kleinen Kindern der Mittagsschlaf sein oder dass die Eltern pro Tag je eine Stunde für Sport oder eine stille Auszeit für sich beanspruchen können. Dazu kommt, dass grundsätzlich für die Ferien zu viel Programm eingeplant wird. Es ist ganz wichtig, dass die Kinder die ersten drei Tage einfach nur ankommen dürfen und sich an die neue Umgebung gewöhnen können. Die ganze Familie gewöhnt sich so in Ruhe an einen Ferienrhythmus, welcher den Kindern Sicherheit bietet. Unser Grundsatz für Familienferien ist deshalb: „Weniger Programm ist mehr!“

 

Heimreise und Ankommen zu Hause

Die Heimreise kann man ja gut schon zu Hause oder spätestens zwei Tage vor der Abfahrt planen. Dazu empfiehlt es sich, die Rückreise ähnlich wie die Hinreise zu gestalten. Zu Hause angekommen, haben wir Erwachsenen vor allem das volle Auto im Kopf, welches ausgeladen werden muss und das grosse Auspacken und wieder Verstauen. Trotzdem macht es Sinn, zuerst mit den Kindern wieder in Ruhe zu Hause anzukommen, ev. einen Snack zu essen und die Kinder in eine Beschäftigung zu begleiten. Oft freuen sie sich ja wieder riesig auf ihre Spielsachen. Sobald die Kinder beschäftigt sind, kann dann das Ausladen und Auspacken beginnen. Natürlich können auch da die Kinder wieder miteinbezogen werden. Damit das ganze Ferienbagage nicht das Haus und die Wohnung überlädt, macht es Sinn, die Kisten und Taschen direkt in die verschiedenen Zimmer zu tragen und da auszuräumen. Eine grosse Reisetasche ist bei uns immer mit der Schmutzwäsche der ganzen Familie gefüllt. So bleiben die sauberen Sachen schön und können direkt wieder in die Schränke verstaut werden. Dazu kommt, dass die Schmutzwäsche direkt vor der Waschmaschine sortiert werden kann. Für mich als Mutter musste ich lernen, mir selber Grenzen zu setzen und nicht alles schon bis am Abend picke fein versorgt zu haben. So versuche ich dann die Ferien gelassen ausklingen zu lassen, auch wenn sich vor der Waschmaschine noch ein Matterhorn aus Schmutzwäsche stapelt und ganz viele Koffer einfach mal in ihren Ecken stehen. Schritt für Schritt aus den Ferien hinaus in den Alltag zurück wandern!

 

Sandra Peter

Sandra Peter ist gelernte Primarlehrerin. Sie ist dreifache Mutter von drei kleinen Kindern, Noëmi, Henrik und Levi. Bevor sie Mutter wurde arbeitete sie an einer Primarschule in Zürich. Jetzt managed sie eine aktive Familie, ein Haus mit Garten und zwei Katzen. In der Freizeit ist sie oft sportlich unterwegs. Besonders Triathlon und im Winter Langlauf oder Skifahren bereiten ihr grosse Freude.

Kinder haben sie, Erwachsene haben sie selten. Lasst uns diese Eigenschaft nicht verlieren!

11. März 2021

Schau Papa, schau Mama, schau Opa, schau Oma… Ist dir schon einmal aufgefallen wie oft dir Kinder etwas zeigen wollen? Egal wie gross, egal wie klein, egal was, sie wollen es einem zeigen. Oft begleitet von einer Euphorie, einer Freude, einer Frische. Mehrmals am Tag kommen Kinder und wollen Entdecktes zeigen. Sie wollen ihre Freude teilen und uns teilhaben lassen an dem, was sie gefunden oder gesehen haben.

 

Hin und wieder tun Erwachsene dasselbe, aber es ist selten der Fall. Es scheint, als geht diese Eigenschaft, je älter wir werden, verloren.

 

Aber warum? Ist es, weil wir uns fürchten, abgelehnt zu werden? Haben wir Angst, das Gegenüber könnte das, was wir zeigen, nicht spannend finden? Denken wir, ungelegen zu kommen? Oder gehen wir durch das Leben und finden kaum Dinge und Begebenheiten, die uns faszinieren? Fallen uns gar keine positiven Dinge mehr auf?

 

Mich faszinieren Personen, die voller Leidenschaft von ihren Entdeckungen, ihren Hobbies, ihrer Arbeit erzählen. Es geht nicht darum, ob ich diese Begeisterung für etwas teile oder nicht, denn die Begeisterung für sich lässt etwas in mir entfachen. Es führt mich zu der Frage, was denn meine Passion ist, was denn mein Herz höher schlagen lässt. Es führt mich zur Frage, was mich begeistert und dies führt mich zu einem Punkt, der mich lebendig werden lässt.

 

Lasst uns einander zeigen und erzählen, was uns bewegt und was unsere Herzen höher schlagen lässt.

 

Über den Autor

Philipp Döbeli

Nach dem Studium des internationalen Managements arbeitete Philipp in verschiedenen Unternehmen in den Bereichen Raumklima, Technologie, Lebensmittel und Mobilität. Innovationen faszinieren und begleiten ihn seit rund 10 Jahren. 2017 gründete er seine erste Firma. Philipp ist stolzer Ehemann und Vater von 2 Töchtern. Er liebt es, in der Freizeit Sport zu treiben und zu reisen. Seine Lieblingsstadt ist New York.

Willst du, dass sich dein Kind selbst vertraut? So kannst du es darin fördern.

04. Dezember 2020

Oft höre ich, wie Eltern folgendes zu ihren Kindern sagen:

  • «Du hast schön gezeichnet.»
  • «Du bist sehr hilfsbereit.»
  • «Du spielst so schön mit deinem Bruder.»

Aus der beziehungsfördernden Kommunikation habe ich einen Weg gelernt, der effektiver ist.

Warum?

Lob ist eine (positive) Du-Botschaft. Sie ist sicherlich gut gemeint, birgt jedoch gewisse «Gefahren» in sich.

  • Du-Botschaften führen beim Kind oft zu Widerstand oder lösen Druck aus. «Das stimmt gar nicht!» sagt das Kind dann vielleicht oder fragt sich womöglich, ob es noch genau so geliebt wird, wenn es nicht mehr mit dem kleinen Bruder spielen möchte.

 

  • Du-Botschaften werden häufig manipulativ verwendet – oder zumindest so aufgefasst. So schwingt bei «Wow, hast du aber dein Zimmer heute schön aufgeräumt» vielleicht auch die Erwartung oder der Wunsch mit, es künftig immer so zu machen.

 

  • Du-Botschaften sind von oben herab und entscheiden über gut oder schlecht, richtig oder falsch. Mit «Du hast einen leckeren Kuchen gebacken» oder «Du bist ein guter Schüler» bestimmt jemand darüber, was «lecker» oder «gut» ist.

 

  • Du-Botschaften führen zu einer Abhängigkeit und das Kind verlernt, sich selbst Gedanken über das eigene Handeln zu machen und/oder sich selbst zu genügen. So wird es auch in Zukunft immer wieder die Bestätigung im Aussen suchen, sei es bei Lehrpersonen, Peergroup, Partner*in, Vorgesetzen...

 

Die beziehungsfördernde Kommunikation führt weg vom Lob und hin zur Anerkennung. 

Die Eltern reden dabei von sich, anstatt über das Kind:

  • „Ich bin sehr froh, dass dein Zimmer so ordentlich ist – jetzt kann ich wunderbar staubsaugen.“

 

  • „Ich freue mich, dass du den Tisch gedeckt hast, so können wir gleich mit dem Abendessen beginnen.“

 

  • „Ich war erleichtert, als du mich angerufen hast, um mitzuteilen, dass du später nach Hause kommst. Ich hätte mir sonst Sorgen gemacht.“

 

Worin besteht der Unterschied?

Anerkennung ist eine positive Ich-Botschaft und diese bringt einige Vorteile mit sich.

  • Ich-Botschaften zeigen dem Kind auf, welches Verhalten geschätzt wird und worüber sich die Eltern freuen. 

 

  • Ich-Botschaften erwähnen die positiven, angenehmen Gefühle oder Folgen, welche ein bestimmtes Verhalten des Kindes bei den Eltern auslöst. 

 

  • Ich-Botschaften sind Botschaften auf Augenhöhe und wertfrei.

 

  • Ich-Botschaften fördern die Entwicklung und Selbstreflexion des Kindes.

 

Der Unterschied zwischen Lob und Anerkennung ist klein – doch auch hier sind es die kleinen Veränderungen, die eine grosse Wirkung haben.

 


Wie können Eltern und Lehrpersonen reagieren, wenn Kinder Lob einfordern?
 

Wurden Kinder in der Vergangenheit häufig gelobt, fordern sie dieses mit der Zeit immer mehr ein. Sie verlangen nach einer Einschätzung von aussen und hoffen auf Bestätigung.

Hier kann es hilfreich sein, die Frage zurück zu geben:

 

Kind

«Ist diese Zeichnung schön?» 

Eltern/Lehrperson

«Wie findest du deine Zeichnung?» 

«Was gefällt dir an deiner Zeichnung besonders gut?» 

«Gibt es etwas, das du gerne verbessern würdest?»

 

Kind

«Habe ich das gut gemacht?»

Eltern/Lehrpersonen

«Bist du zufrieden damit?»

«Was ist dir schwergefallen?»

«Was hast du dabei gelernt?»

 

So lernen Kinder immer mehr auf sich zu vertrauen und sich selbst zu genügen. 

 

Über die Autorin

 

Barbara Forster-Zanettin ist Mutter zweier Kinder, Primarlehrerin und Expertin für beziehungsfördernde Kommunikation. Sie begleitet Eltern und Erziehungsbeauftragte auf ihrem Weg zu einem wertschätzenden, respektvollen und glücklichen Miteinander.

Auf Redeweise.ch gibt sie Tipps und Tricks rund um den kunterbunten Erziehungsalltag – kompetent, praxisbezogen und mit einer Prise Humor.

Worte haben Macht. 3 Tipps, wie du deine Kinder stärken kannst.

06. November 2020

Kinder kommen zur Welt, unschuldig, ohne jede Erfahrungen, Prägungen und Weltanschauungen. Das kleine Bündel Mensch beginnt sein Leben mit offenem Herzen… jetzt. Es denkt nicht über sein Aussehen nach oder darüber, ob sein Schreien jetzt passt oder ungelegen kommt. Von Schönheitsidealen weiss es nicht mal, dass es sie gibt und auch Bedürfnisse anderer Menschen sind ihm unbekannt. Es ist im wahrsten Sinn des Worts ein unbeschriebenes Blatt. 

Es wird sich zusammen mit seinen Eltern auf den Weg machen zu verstehen, wer es selber ist und wer seine Mitmenschen sind. Es will verstehen, wie die Welt, in die es eben geboren wurde, funktioniert. Alles ist neu: das Licht, die Geräusche, sogar die Stimme des Mamis ist von ausserhalb des Bauches neu. Ab jetzt sammelt es Erfahrungen. Ein langer Weg von überraschenden, erstaunlichen, schmerzenden (die erste Impfung z.B.) lustigen, traurigen Erlebnissen, liegt vor ihm. Eltern haben das Vorrecht, den ersten Eindruck dieser Welt für ihr Baby zu prägen. Sie werden umsorgen, begleiten, erklären. Wie sie das tun, geduldig, fröhlich, positiv oder gestresst, ungeduldig, genervt beginnt im Kind ein Bild des «Normal» des Lebens zu formen. Es wird sich selber bald so sehen, wie es die Worte und das Verhalten der Eltern interpretiert. 

Erlebnisse, wie auch Reaktionen, die Menschen uns gegenüber zeigen, werten Menschen unbewusst aus und schliessen daraus wer sie sind, wer Andere sind, bilden eine Logik wie sie das Leben verstehen. 

Die Welt wird zunehmend grösser, nebst den Eltern beeinflussen Autoritätspersonen wie Lehrer, Trainer, Freunde u.s.w das Leben eines Kindes. Sie enttäuschen, ermutigen, verletzen, anerkennen. Ihre Worte sind wie Fussabdrücke, sie haben Macht und prägen sich in Herz und Seele ein. 

Ob ein Fussballtrainer bei einem missglückten Torschuss ärgerlich ins Feld ruft: «das Tor ist sperrangelweit offen aber nein, du schaffst es daneben zu treffen»

Oder ob er den Versuch feiert: «Bravo, mutiger Versuch, weiter so» macht im Verständnis eines Kindes darüber, wer es ist, einen riesigen Unterschied. Ob es sich als Versager oder als Held fühlt, liegt in der Macht unserer Worte. Die Summe der Erfahrungen und deren Auswertung bilden sein Selbstvertrauen oder schmälern es. Entsprechend wird es mit Herausforderungen umgehen, es wird aus Angst vor Versagen oder mit Mut zum Risiko handeln, den Ausschlag können gerade solche Aussagen geben. 

Worte haben tatsächlich die Macht, jemanden zum Versager oder zum Helden zu stempeln.

1. Worte haben Macht: Deklarieren wir über den Kindern nicht die Identität einer Momentaufnahme, sondern das, wohin sie sich entwickeln werden.

 

Wenn dein Kind an einem kühlen Herbsttag im Supermarkt nach einer Glace fragt und dein Nein nicht akzeptieren will, hartnäckig weiterbohrt in der Hoffnung, dass du deine Meinung noch änderst, dann ist das mühsam und reisst am letzten Nerv:

Schnell schelten wir «du bist eine Nervensäge und "Stürmi", ich habe Nein gesagt und dabei bleibts!»

Hast du je daran gedacht, dass eine solche Aussage eine Festlegung aufgrund einer Momentaufnahme ist? Ja, gerade nervt und stürmt dein Kind, es ist jedoch grundsätzlich keine Nervensäge oder "Stürmi". Wünschen wir uns Nervensägen und "Stürmis" in unseren Familien? Vermutlich nicht! Dieses Kind hat lediglich noch keine Strategie um ein «Nein» zu seinem Wunsch zu überwinden. 

Wie wärs mit einer Deklaration dessen, was wir in Zukunft sehen wollen? 

«Starker Mann/ starke Frau, wenn wir bei solch kaltem Wetter Glace schlecken, haben wir morgen vermutlich Halsweh. Komm, über diesen Glust kommen wir hinweg, mein Held.»

Ich höre Eltern Dinge sagen wie: «unsere Jüngste ist eine kleine Hexe, wo immer sie auftaucht entsteht über kurz oder lang Streit, ausnahmslos provoziert sie ihre Geschwister!»

Wollen wir tatsächlich unser Mädchen zur Hexe stempeln? Worte haben Macht!

Wollen wir unter ihren Zänkereien leiden bis sie unser Haus verlässt? In der Momentaufnahme sehen wir ein Mädchen, das dazugehören will und dies noch auf eine ungünstige Weise versucht. Eltern wünschen sich vielmehr eine fröhliche Spielgefährtin und legen dennoch heute mit eigenen Worten eine unerwünschte Identität für sie fest! Mit Worten, die Macht haben.

Unsere kleinste Tochter ist ein richtiger Familienmensch, sie liebts mitten unter den älteren Geschwistern zu sein.

2. Worte haben Macht und Kraft: Anerkenne die gute Absicht.

An einem heissen Sonntag in der Altstadt begegnete ich einem Vater mit zwei Teenager-Söhnen. Sie waren im Begriff ihre Take away Pizza zum Parkplatz zu tragen. Nun wollten die beiden Buben spontan ihrem Vater ein neues Fahrradgeschäft zeigen, sie baten ihn um einen kurzen Umweg zu diesem Geschäft. «hallo, jetzt habe ich wirklich keine Lust auf eine Stadtwanderung, los macht vorwärts es ist heiss, ihr seid richtig mühsam.»

Sicher, den schwitzenden Vater samt Pizzas durch die kochenden Gassen zu lotsen war nicht DIE Glanzidee. Seine abwertenden Worte jedoch haben Macht und hinterlassen Spuren in den Herzen der Söhne: Vater interessiert sich nicht für uns, wir sind mühsam. 

Es gäbe bei allem dennoch einen auferbauenden Fussabdruck, den der Vater hätte hinterlassen können; nämlich die gute Absicht anerkennen.

«Megalieb dass du dieses Geschäft ausfindig gemacht hast und es mir zeigen willst, ich kenne es tatsächlich noch nicht. Jetzt ist es mir viel zu heiss für diesen Spaziergang, lass uns ein andermal hingehen. Ok?»

 

3. Worte haben Macht: Feiere das eingegangene Risiko, unabhängig davon wie das Resultat aussieht. 

 Eines Morgens, unsere beiden älteren Söhne waren über Mittag bereits ausser Haus, hatte ich auswärts einen Termin. Zum Kochen und Essen wieder daheim zu sein schien problemlos möglich. Falsch gedacht, es kam anders, ich steckte nämlich auf meiner Rückfahrt in einem endlosen Stau. 

Nach einer gefühlter Ewigkeit, traf ich zum Zeitpunkt zuhause ein als mein Mann und mein Jüngster im Begriff waren das Haus schon wieder zu verlassen. 

Überraschenderweise hatten sie keine «Kalte Küche» genossen, unser Jüngster hatte Omeletten zubereitet. Zugegeben, manche waren yingyang unten schwarz und oben weiss…. Die Küche sah aus als wäre ein Orkan darübergefegt.

Welchen positiven Fussabdruck könnte man da als Mami hinterlassen? 

«Das war eine tolle Idee, danke dass du dein Bestes gegeben hast, du bist einfach ein Schatz» 

Nach der Schule kam der Küchenputz einer kleinen «Renovation» gleich. Wir haben dabei ausgiebig gefeiert, dass wir jemanden im Haus haben, der sich und anderen zu helfen weiss und etwas ausprobiert!

Lasst uns Menschen sein, die die Macht der Worte nutzen, um Menschen aufzubauen.

Babys kommen als unbeschriebene Blätter zur Welt. Es liegt in der Macht unserer Worte wie stark sie sich selber sehen werden. Wir waren alle einst Babys und Menschen haben mit ihren Worten Fussabdrücke hinterlassen, uns zu den Menschen geprägt haben, die wir heute sind. Lasst uns Menschen sein die die Macht der Worte nutzen um Menschen aufzubauen.

 

Über die Autorin

Als beziehungsorientierter, naturverbundener und kreativer Mensch liesse sich die Ehefrau und Mutter von drei erwachsenen Söhnen und Grossmutter gut beschreiben.

Sie ist Gründerin ihres eigenen Erziehungskurses, indem es darum geht, Eltern wie Kinder zu ermächtigen, damit Friede, Ruhe und Wertschätzung in einer Familie Einzug halten.

Kinder sind Profis. Diese 4 Dinge sollten Erwachsene ihren Kindern abschauen.
02. Oktiober 2020   

Kinder lernen von den Eltern, von den Grosseltern, von Lehrpersonen, von  Kameraden, vom Fussballtrainer, von der Tanzlehrerin... Wie wär‘s, wenn wir den Spiess immer wieder einmal umdrehten und uns fragten, was wir eigentlich von unseren Kindern lernen können? Folgend findest du 4 tolle Eigenschaften, die Kinder beherrschen

1. Neugierde

Ein Kind kommt auf die Welt und beginnt vom ersten Tag an zu erforschen, zu lernen, herauszufinden, wie Dinge funktionieren. Jede Schublade muss erkundet werden, jeder Schrank durchforstet, jede Handtasche durchwühlt. Kinder nehmen alles in die Hand, sogar in den Mund. Verschlossenes muss geöffnet werden, Offenes muss geschlossen werden, an Drehverschlüssen wird gedreht und gezogen. Ein Gespräch mit einem 4-jährigen Kind kann sich so anhören:

Kind: Papa, warum schreit Anna?

Papa: Ich habe Anna gesagt sie muss ins Bett, das hat ihr nicht gefallen.

Kind: Warum hat ihr dies nicht gefallen?

Papa: Weil sie aufhören musste zu spielen.

Kind: Warum musste sie aufhören zu spielen?

Papa: Damit ich ihr die Zähne reinigen konnte.

Kind: Warum muss sie die Zähne reinigen?

 

Eine Frage folgt der anderen. Der Wissensdurst ist kaum zu stillen. Kinder wollen die Welt verstehen. Diese Neugierde ist wie ein Motor. Er hilft zu lernen, weiterzukommen und Fortschritte zu machen.

Wie können wir als Erwachsene wieder neugieriger werden? Wie wäre es, wenn wir damit beginnen würden, etwas nachzulesen, das wir schon immer mal wollten? Welche Familien lebten im Schloss, an dem ich täglich vorbeifahre oder wie heisst eigentlich die blaue Blume, welche ich heute am Strassenrand gesehen hatte,  oder wie schnell fliegt eigentlich der Vogel, welcher immer wieder auf unserem Balkon Platz nimmt?

2. Im Moment leben, in den Moment eintauchen

Wenn Kinder draussen spielen, wenn sie malen oder wenn sie Fussball spielen: Sie sind mit vollem Herzen, voller Leidenschaft und mit voller Kraft dabei und versinken im Moment. Das Gestern und auch das Morgen interessiert sie in diesem Moment nicht. Sie machen sich keine Sorgen. Sie leben einfach. 

Wie oft leben wir Erwachsene entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft? Wir schwelgen in Erinnerungen oder hinterfragen uns, ob wir beim gestrigen Gespräch einen Satz anders hätten formulieren sollen. Wir planen die Zukunft: Der nächste Frühlingsurlaub spielt sich in unserem Kopf ab oder der morgige Tag: Was muss ich alles einkaufen und erledigen?

Wie wäre es, wenn wir bewusst versuchen in Momente einzutauchen? Im Hier und Jetzt etwas ausführen. Welche Aktivitäten erlauben es dir, alles um dich herum zu vergessen und voll bei der Sache zu sein?

3. Etwas immer wieder probieren, bis es klappt

Kinder probieren etwas, bis es funktioniert. Die einen haben mehr Geduld, die anderen weniger. ABER: Haben Sie schon einmal ein fünfjähriges Kind getroffen, das nicht spazierte? Selten geht ein Kind beim ersten Versuch gleich 200 Meter weit, aber es versucht weiter und weiter zu gehen, bis es 200 Meter schafft.

Welche Dinge solltest du noch einmal versuchen, weil sie beim ersten Mal nicht geklappt haben? Was solltest du vielleicht sogar noch ein zweites oder drittes Mal probieren?

4. Sich an den kleinsten Dingen erfreuen

Sicher ist dir schon einmal aufgefallen, wie sich Kinder ab scheinbar kleinen Dingen erfreuen, ja richtig begeistern können: Eine Blume, eine Pfütze, ein Plastiksack, etc. 

Kindern spielt es keine Rolle wie teuer, hochwertig oder einmalig etwas ist. Sie verstehen es, freudig mit noch so einfachen Dingen zu spielen.

Oft sind für uns Erwachsene solche “kleinen” Dinge selbstverständlich oder wir nehmen sie gar nicht mehr wahr. Doch liegt nicht oft in diesen Momenten und Augenblicken ein wahrer Schatz? Der Gesang von Vögeln, das Rauschen des Windes, das Laub am Boden. Das Wahrnehmen und die Dankbarkeit an scheinbar kleinen Dingen gibt uns Freude und Zufriedenheit.

 

Welche anderen Eigenschaften nimmst du bei Kindern wahr, die du selbst wieder mehr kultivieren möchtest?

 

 

Über den Autor

 Nach dem Studium des internationalen Managements arbeitete Philipp in verschiedenen Unternehmen in den Bereichen Raumklima, Technologie, Lebensmittel und Mobilität. Innovationen faszinieren und begleiten ihn seit rund 10 Jahren. 2017 gründete er seine erste Firma. Philipp ist stolzer Ehemann und Vater von 2 Töchtern. Er liebt es, in der Freizeit Sport zu treiben und zu reisen. Seine Lieblingsstadt ist New York.

„Mein Familienleben ist ein Chaos!“ Wie man als Eltern nicht den Verstand verliert.

06. September 2020

Alle Eltern kennen das zermürbende Gefühl, versagt zu haben. Man fällt abends ins Bett und fragt sich, wie um alles in der Welt man den nächsten Tag mit den Kindern überleben soll. Alles fühlt sich schwer, ungeordnet und voller unerfüllter Erwartungen an, als ob man sich in einem Tornado befindet, der einen einfach mitreisst, ohne dass man auch nur ein wenig die Kontrolle darüber hat, was genau geschieht. Man ist müde, genervt und unglücklich und fragt sich, warum. 

Als dreifache Mutter von kleinen Kindern kenne ich diese Gefühle nur allzu gut. Unsere Zwillinge sind zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt und unser Baby sechs Monate. Die Tage sind gefüllt, zur Ruhe zu kommen ist ein Luxusgut. Um in diesem Vollzeitjob als Mama bestehen zu können, habe ich vieles  auf die harte Tour lernen müssen. In diesem Beitrag möchte ich einige Punkte aufzählen, die mich persönlich weitergebracht haben und unser Familienleben um einiges entspannter gemacht haben. 

1. Was ist denn eigentlich Chaos? Neue Definitionen finden.

Wir alle haben unsere Vorstellungen davon, wie unser Leben als Familie aussehen soll, ob bewusst oder unbewusst. Vorstellungen und Erwartungen können etwas sehr Festgefahrenes sein. Wenn unser Leben dann davon abweicht, empfinden wir innerlich ein Ungleichgewicht. Chaos! Ich habe gemerkt, dass ich mich dabei sehr oft mit anderen Mamas vergleiche. Wie sieht deren Haushalt aus? Wann sind deren Kinder abends im Bett? Was kriegen andere Mütter auf die Reihe, was ich einfach nicht schaffe?

Lustigerweise habe ich beobachtet, dass ich selber beim Vergleichen immer relativ flach herauskomme, denn ich sehe in anderen immer nur das, was besser ist als bei mir. Das ist ein lustiges Phänomen unter Eltern. Man vergleicht sich. Aber wenn das Vergleichen destruktiv wird, bringt es rein gar nichts. Deine Familie ist deine Familie. Meine Familie ist meine Familie. Und jede Familie ist anders. Jedes Kind ist anders und wir Mamas und Papas sind auch anders. Schlicht gibt es mein Leben nur einmal auf dieser Welt und wenn ich lerne, dieses einzigartige Leben zu lieben und das Beste aus dem zu machen, was ich habe, geht es mir um einiges besser.

So definiere ich mein „Normal“ nicht mehr aus dem „Normal“ von anderen, sondern versuche täglich herauszufinden, was unser „Normal“ als Familie sein soll und das sieht manchmal ganz anders aus, als wenn wir es mit anderen Familien oder unseren ursprünglichen Vorstellungen vergleichen.

2. Der Rhythmus der Kinder

Wie oben schon erwähnt, ist jedes Kind anders. Unsere Kinder sind wunderbare Individuen und jedes hat seinen eigenen Charakter. Bringt euch das manchmal nicht auch fast auf die Palme? Diese Kinder passen sich nicht an und lassen sich nicht in ein Schema pressen. Dabei wäre es doch für uns Eltern so viel einfacher, wenn wir uns auf ein Schema verlassen könnten. Unsere westliche Welt gibt uns auch einiges vor, wie es sein sollte und wenn wir darauf hören und bemerken, dass es bei unserem Kind gerade sehr anders aussieht, kommen wir in Erklärungsnot. 

Mittlerweile glaube ich, dass Schemen nur bei sehr wenigen Kindern funktionieren. Ja, es gibt sie: Die Kinder, die brav alleine in ihrem Zimmer durchschlafen, immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen, schön brav ihren Brei essen, mit spätestens zwei Jahren trocken sind… Doch als Hebamme und Mama kann ich euch sagen: „Das ist die Ausnahme.“ Kinder sind keine Maschinen, die alle gleich funktionieren. Es sind Menschen. Und sowieso: Wer definiert denn eigentlich, was normal ist? Ich glaube vielmehr, dass unsere Aufgabe als Eltern ist, jedes unserer Kinder individuell zu begleiten. Dafür braucht es viel Feingefühl und der Wille dafür, dass wir unsere Kinder wirklich verstehen wollen. Ist das einfach? Nein! Es ist ehrlich gesagt ein echter Knochenjob. Doch meine Kinder sind es wert, so gesehen und behandelt zu werden, wie es ihnen entspricht. Mache ich dabei Fehler? Ja! Sogar ganz viele. Ist das schlimm? Nein! Denn ich höre nicht damit auf, jeden Tag danach zu streben, eine noch bessere Mutter für meine Kinder zu sein. Nicht weil ich mir etwas beweisen will, sondern weil es sich lohnt. 

3. Mama, du bist auch nur ein Mensch!

Sobald wir Frauen Mama werden (einigen Männern geht es bestimmt auch so) haben wir das Gefühl, wir besitzen einiges an Superkraft. Wir müssen nicht mehr schlafen, keine Zeit mehr für uns haben und unsere Hobbys und was uns früher gut getan hat, rutscht plötzlich weit in den Hintergrund. Mit einem kleinen Baby zu Hause ist es tatsächlich so, dass vieles erstmals in den Hintergrund tritt und ja, auf eine Art und Weise sind wir Mamas auch wirklich Superwomen=")" 

Aber sehr bald brauchen auch wir mal wieder Zeit für uns, eine Stunde länger Schlaf oder ein Essen ganz allein mit unserem Mann oder der liebsten Freundin. Wir tun uns jedoch schwer, uns dies einzugestehen. Mir ging es anfangs gleich. Aber mit der Zeit habe ich herausgefunden, dass eine einigermassen ausgeruhte und ausgeglichene Mama eine bessere Mama ist. So habe ich gelernt, meine inneren Signale und Bedürfnisse immer wieder ganz bewusst wahrzunehmen und zu kommunizieren. Und plötzlich habe ich mehr Geduld für meine trotzenden Zweijährigen, nerve mich weniger über ungemachte Wäsche und fühle mich wohler in meiner eigenen Haut. Hilfe annehmen ist etwas Tolles, denn es dient der ganzen Familie.

Das alles klingt in einigen Ohren vielleicht etwas rosarot. Im Sinne von: „Tu dies und das und alles ist gut.“ Das ist es natürlich nicht. Unser momentanes Leben mit den drei Kleinen hat sehr viele Hochs und Tiefs und wir sind auf keine Weise perfekt. Aber ich wünsche mir, dass ich täglich mit einem dankbaren Herzen meine Familie lieben kann.

 

Über die Autorin

Sarah Martin ist Hebamme und Mutter von drei kleinen Kindern (Lyna und Luc 2018, Amy 2020). Als Hebamme ist sie im Geburtshaus als Geburtshelferin und ambulant zu Hause bei den Familien tätig. Sie mag die persönliche Begleitung und Betreuung der Paare und ist jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Das Familienleben mit drei so kleinen Kindern gestaltet sich oft als einen echten Seiltanz und es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Und doch fehlt es ihr und ihrem Mann nie an Humor und kreativen Ideen. In den letzten zwei Jahren haben sie ihren Traum vom eigenen Haus verwirklicht. Als Handwerker hat ihr Mann das alte Haus und den Garten komplett renoviert. Ein Landhaus mit viel Charme ist entstanden. Dort leben sie nun mit ihren Kindern, dem Grosi, zwei Enten und ein paar Hühnern. Sie haben eigentlich selten keinen Besuch und immer ist noch ein Platz am Tisch frei, wenn jemand mitessen möchte. Ausgleich findet Sarah im Sport, der Musik, im Schreiben sowie Kochen und Backen in ihrer neuen Küche.

 

Es geht auch ohne Angst und schlechtes Gefühl. 2 Erkenntnisse, die mein Leben verändert haben.

09. August 2020

Als ich Mama wurde, war ich sehr jung und bestimmt auch etwas naiv. 

Naiv aber nicht planlos. Ich arbeitete als Hebamme in einem Mutter-Kindheim und hatte ein halbes Entwicklungspsychologie-Studium hinter mir. Ich hatte also sehr wohl einen Plan.

Er lautete, diesem kleinen Menschen einen sicheren Hafen in seinem Leben zu sein,meinem Kind bedingungslose Liebe entgegenzubringen und es wissen lassen, dass es von seiner Mama immer angenommen ist.

“Zu viel Liebe” gibt es nicht

Aus der Bindungsforschung wusste ich, dass man ein Baby mit Liebe nicht verwöhnen kann und dass es eine allzeit verlässliche und liebevolle Bindungsperson braucht. Plötzlich hielt ich dann dieses hilflose und komplett von mir abhängige, kleine Wesen im Arm und ich wusste, dass ich alles daran setzen werde, dass sich dieses Kind immer bei mir geborgen fühlen kann.

Niemals schreien lassen.

Immer verlässlich auf seine Bedürfnisse reagieren.

Der sichere Hafen sein.

Dank des unglaublich zufriedenen Gemüts unseres ersten Sohnes, fiel mir das alles sehr leicht. 

Vom kleinen, süssen Baby zum schreienden Kind

Und dann wurde dieses süße Baby zu einem kleinen Jungen, der seinen eigenen, sehr starken Willen entwickelte und diesen nach einem “Nein” meinerseits auch lauthals kundzutun wusste. Plötzlich steckten wir mitten in dieser “Autonomie-Phase” und wo in der Babyzeit “nur” geweint wurde, wurde plötzlich getrotzt, vor Wut getobt und sich natürlich auch ab und an schreiend zu Boden geworfen. Für mich, die aus einer sehr harmoniebedürftigen Familie kommt, waren diese wuchtigen Emotionen eine echte Herausforderung. 

Mein Ziel war es doch, mein Kind allzeit so anzunehmen, wie es ist. 

Ja, auch dann, wenn es sich gerade richtig daneben benimmt?

Ich wollte meinem Kind doch die bedingungslose Liebe vorleben. 

Ja, aber ich kann doch so ein freches Kind nicht einfach mit Liebe überschütten. 

Soll ich das Kind strafen?

Mir schossen Sätze durch den Kopf wie:

“Wenn du ihn jetzt damit durchkommen lässt, dann respektiert er dich nicht mehr”,

oder: “Wenn er jetzt nicht lernt zu gehorchen, dann lernt er es nie”, 

und: “Du darfst niemals nachgeben”.

Obwohl ich schon damals wusste, dass wissenschaftlich belegt ist, dass Strafen absolut keine positive Verhaltensveränderung herbeiführen und der Eltern-Kind-Beziehung langfristig schaden, glaubte ich, dass ein unangebrachtes Verhalten in jedem Fall eine “Konsequenz” haben muss. 

Induzierte Konsequenzen sind Strafen

Ich glaubte meine einzige Handlungsstrategie, um auf den Wutausbruch meines Kindes reagieren zu können, seien diese sogenannten “Konsequenzen”.

“Wenn du jetzt nicht damit aufhörst, spiele ich nicht mehr mit dir”,

oder eben: “Wenn du nicht anständig bist, dann geht es sofort ab ins Bett” vor. 

Mich störte dabei aber, dass diese “Konsequenzen” eben doch Strafen sind, die sich aber hinter einem niedlichen Zuckerguss verstecken. Eine Konsequenz ist natürlichen Ursprungs und tritt ein, ohne dass wir Eltern etwas dazu beitragen (sie induzieren). Wenn ein Kind beim Klettern auf dem Stuhl ausrutscht und runterfällt, dann ist die Konsequenz seines Handelns ein schmerzendes Knie. Wenn das ganze Puzzle auf dem Boden verstreut liegt, ist die natürliche Konsequenz, dass man es ohne zuvor aufzuräumen nicht bespielen kann. Alle diese “Konsequenzen” aber, die von uns Eltern induziert werden, sind keine Konsequenzen, sondern einfache Strafen,nur eben neudeutsch ausgedrückt, damit sie salonfähig bleiben. Dass diese Art der Erziehung in absolutem Widerspruch zu meinem Verständnis von bedingungsloser Liebe steht, bemerkte ich, als ich meinen weinenden Sohn das erste Mal hinter seiner Zimmertüre alleine ließ.  Es brach mir mein Herz. 

Ich begann zu grübeln, was mit mir denn nicht stimmte, dass ich diese Erziehungsmaßnahmen nicht übers Herz brachte.

Dabei wurde mir bewusst, dass all diese Erziehungsmaßnahmen zwei Dinge gemeinsam haben.

Warum passen diese Massnahmen für mich nicht?

Erstens: Ich fühlte mich danach schlecht. 

Ich fühlte mich schuldig, mein Kind in einer Krise alleine zu lassen und sah, wie ich seine Würde damit verletzte. Meine elterliche Verantwortung nicht zu übernehmen fühlte sich so derart falsch für mich an. Ich handelte nicht aus bedingungsloser Liebe heraus. Im Gegenteil. 

Wenn ich meinem Kind sagte: “Wenn du nicht aufhörst zu trotzen, dann spiel ich nicht mehr mit dir”, war in diesem Moment meine Zuwendung ganz klar an eine Bedingung geknüpft. Meine Aufmerksamkeit hat sich mein Kind demnach nur dann verdient, wenn es fröhlich und lieb ist. In Not und Überforderung etwa nicht? 

Zweitens: Alle diese Erziehungsmaßnahmen gründeten in Angst

  • “Er muss das jetzt lernen”, gründet auf der Angst, mein Kind lerne ohne Druck nichts.
  • “Du darfst nicht nachgeben”, gründet auf der Angst, mein Kind respektiert mich danach nicht mehr.
  • “Du darfst ihn nicht so verwöhnen”, gründet auf der Angst, mein Kind wird nicht stark genug.

So viele Machtkämpfe mit Kindern gründen auf der elterlichen Angst, das Ruder aus der Hand geben zu müssen. 

Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass wir das Ruder nicht aus der Hand geben, indem wir unseren Kindern auf Augenhöhe begegnen und ihre Stimme (sei sie auch gerade noch so trotzig) für voll nehmen. Viel gefährdender fürs Familienklima sind eben doch diese “Wenn du nicht…, dann…-Sätze”, schimpfen und Maßnahmen, die mein Kind in seiner Art zu sein verändern- eben erZIEHEN sollen.

Alle Gefühle sind okay

Ich merkte also, dass diese Art, auf schwierige Emotionen meines Kindes zu reagieren, für mich nicht der richtige Weg sein konnte. Ich möchte mein Kind erleben lassen, dass alle Gefühle okay sind, dass es mit all seinen Empfindungen angenommen wird, dass man nicht “always happy” sein muss und dass ein Konflikt eben nicht Beziehungsabbruch bedeutet.

Aber wie sollte ich denn dann auf dieses wütende und auch mal freche Kleinkind reagieren?

Ich suchte nach Antworten, begann viel zu lesen und weiter in die Bindungstheorie einzutauchen.

Die Kinder nicht alleine lassen mit ihren Emotionen

Ich nahm mir damals und auch heute noch an jedem Tag aufs Neue vor, unserer mittlerweile drei Kinder in ihren Emotionen, sollten sie auch noch so unangenehm sein, nicht alleine zu lassen. Ein “Nein” von uns Eltern darf und soll sein und es führt täglich zu vielen Tränen und Wutausbrüchen. Da das noch reifende Gehirn eines Kleinkindes nicht in der Lage ist, solch starken Emotionen zu verarbeiten, sehe ich es als meine Verantwortung, ihm dabei zur Seite zu stehen. Ich versuche mich nicht abzuwenden oder gar Bedingungen zu stellen. Ich versuche unseren Kindern zugewandt zu bleiben und mit ihnen gemeinsam diese Wut oder Trauer durchzustehen. In dem ich einfach da bin. Meist gar nicht mehr viel dazu sage und einfach mit ihnen darauf warte, bis die schmerzhafte Emotion von sich aus wieder abklingen darf. Denn das tut sie,wenn sie gefühlt werden darf und nicht dem Frieden (oder der elterlichen Aufmerksamkeit) zuliebe unterdrückt werden muss. 

Nicht Angst sondern Vertrauen leitet mich

Ich möchte mich nicht von Angst, sondern von Vertrauen leiten lassen. Stattdessen möchte ich darauf vertrauen, dass wenn ich unseren Kindern Respekt (vor mir selbst, vor Mitmenschen aber auch ihnen und ihren Gefühlen gegenüber) vorlebe, sie das nachhaltig prägen wird. Ich vertraue, dass ich mit einer sicheren Herzensbeziehung mehr erziele, als mit jedem Wort, das ich sage und mit jeder Erziehungsmaßnahmeeben ganz nach dem Motto: “Beziehung statt Erziehung”. 

Abschließend möchte ich Dir einen kleinen Mindset-hack mitgeben.

Mir persönlich hilft es, dieses Gedankengut zu verinnerlichen, indem ich mich immer, wenn mich das Verhalten meines Kindes herausfordert, selber frage:

  • Fühlt sich mein Kind durch meine Reaktion noch als gleichwertiges Individuum oder setzte ich mich damit über seine Würde hinweg?
  • Gründet meine Reaktion in Angst oder vertraue ich dabei auf  die Beziehung zu meinem Kind?

Viel Spass beim Ausprobieren. 

 

Über die Autorin

Giulietta Martin ist mit Leib und Seele Mama mit einem Kreativkopf obendrauf. Zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kleinkindern lebt sie im Berner Oberland. Vor ihrer Mamazeit durfte Giulietta als Hebamme in einem Mutterkind-Haus Schwangeren und Mütter mit ihren Kindern in Not begleiten. Diese Arbeit weckte in ihr das Interesse an der Entwicklungspsychologie, worin sie sich seit Jahren weiterbildet. 

Ihre Gedanken und Themen aus dem Mama-Alltag verpackt sie gerne in Texte und witzige Illustrationen, welche sie als mama.kritzelei veröffentlicht.

Ich liebe mein Handy! 4 Gründe, warum ich es trotzdem weglege, wenn ich mit meinen Kindern zusammen bin

09. Juni 2020

Smartphones sind cool. Smartphones machen Spass. Smartphones sind praktisch. Smartphones sind nicht mehr aus unseren Leben wegzudenken. Wirklich?

Wahrscheinlich sind sie nicht mehr wegzudenken, doch die Frage stellt sich, wann der Einsatz sinnvoll ist. Über die letzten Monate habe ich begonnen das Smartphone weniger und weniger zu gebrauchen, insbesondere wenn ich mit meinen Kindern zusammen bin. Hier sind 4 Gründe warum.

1. Ich will nicht abgelenkt sein

Habe ich eine neue Nachricht auf WhatsApp? Was läuft gerade auf Instagram? Wurde meine Story schon von vielen Personen gesehen? Was läuft gerade auf LinkedIN? Nur kurz schauen und dann gleich wieder weglegen. Kennst du es? Immer nur kurz, aber immer wieder. Kurz auf das Handy schauen reisst uns gedanklich weg. Wir sind bei den Kindern nicht mehr präsent . Wir tauchen in eine andere Welt ein. Nicht nur in dem Moment, indem wir aufs Handy schauen, auch danach beschäftigt uns der Inhalt noch. 

Hast du dies gewusst? Soziale Plattformen brauchen gleiche Methoden wie Casinos, um die Leute psychologisch abhängig zu machen. Die Mechanismen der sozialen Plattformen sind so mächtig, dass sie im Hirn ähnliche Reize wie Kokain auslösen können.

Unsere Kinder sind nur einmal klein. Nur einmal sind sie genau in diesem Alter. Bald sind sie gross, ziehen aus. Wir befinden uns in einer einmaligen Zeit als Eltern, die wir nicht mehr wiederholen können, auch nicht nachholen. Lasst sie uns mit unseren Kindern geniessen und präsent sein.

2. Ich will meine Kinder wertschätzen

Wann immer ich nicht präsent bin und auf die Kinder fokussiert bin, signalisiere ich ihnen, dass etwas anderes wichtiger ist. Wir schauen nicht genau hin, wenn sie uns etwas zeigen wollen. Wir hören nicht genau hin, wenn sie uns etwas erzählen wollen. Wir wertschätzen nicht unsere Kinder,  sondern eher das Smartphone und den Inhalt, den es anzeigt.

Ich wertschätze das, was meine Aufmerksamkeit kriegt. 

3. Ich gewinne nichts

Was bringt mir eigentlich ein kurzer Blick auf eine soziale Plattform oder ein bisschen herumtippen auf dem Handy? Oft NICHTS. Ich erhalte keinen Mehrwert. 

Das Verhalten ist oft von vier Motiven geprägt:

  • Neugierde: Ich will jederzeit wissen, was gerade passiert.
  • FOMO (Fear of missing out): Ich will nichts verpassen.
  • Langeweile. Wenn eine Sekunde nichts läuft, muss ich gleich beschäftigt sein.
  • Gewohnheit: Ich mache es einfach, weil es so antrainiert ist.

Keiner dieser vier Punkte ist wirklich wichtig und notwendig.

Seit ich realisiert habe, dass ich nichts gewinne, wenn ich zwischendurch aufs Handy schaue, fällt es mir leichter, präsenter bei den Kindern zu sein.

4. Ich will mehr Energie (am Abend)

Ich habe festgestellt, dass ich am Abend oft sehr müde bin. Familie, Job, Sport, Freunde, ja, oft läuft extrem viel. Die angesprochene Müdigkeit empfand ich jedoch jeden Tag, unabhängig wie viel das los war. Als ich meinen Handykonsum stark reduzierte, kam eine grosse Portion Energie zurück. Wunderbar.

Nicht immer gelingt es, mit dem Weglegen, aber immer öfter und die Vorteile liegen auf der Hand. 

Viel Spass beim “im Moment leben”, beim Präsent sein, beim Zusehen, Zuhören und Wertschätzen!

 

Praktische Tipps:

  • Push Notifikationen ausschalten
  • Smartphone bewusst auf Ausflüge oder Besuche gar nicht mitnehmen
  • Bestimmte Smartphone-Zeiten definieren, ansonsten Handy weglegen

 

Über den Autor

Philipp Döbeli

Nach dem Studium des internationalen Managements arbeitete Philipp in verschiedenen Unternehmen in den Bereichen Raumklima, Technologie, Lebensmittel und Mobilität. Innovationen faszinieren und begleiten ihn seit rund 10 Jahren. 2017 gründete er seine erste Firma. Philipp ist stolzer Ehemann und Vater von 2 Töchtern. Er liebt es, in der Freizeit Sport zu treiben und zu reisen. Seine Lieblingsstadt ist New York.

Hilfe! Mein Kind rastet aus. 3 Strategien, die dir helfen, locker zu bleiben
03. Juni 2020

Wir kennen sie alle, die Momente, in denen unsere Kinder laut werden, sehr laut sogar. Manchmal können wir nachvollziehen warum, oft jedoch wissen wir es (zu Beginn) nicht genau. Es sind oft Momente, die uns Eltern extrem herausfordern und an die Grenzen bringen. Irgendwie wissen wir es, locker bleiben wäre das Beste, aber wie sollte dies bei diesem Geschrei gelingen? Hier sind drei Hilfestellungen: 

1. Sei dir bewusst: Du hast die Kontrolle über dich

Wir haben gute Neuigkeiten. Du hast die Kontrolle, über dich. Egal, was um dich herum passiert, egal, was andere Personen über und zu dir sagen, egal, wie sich andere Person dir gegenüber verhalten, du entscheidest, wie es IN dir aussieht. Du entscheidest, wie du reagierst. Du entscheidest, ob du dich von einer negativen Atmosphäre um dich herum beeinflussen lassen willst oder nicht. 

Eine kurze Geschichte dazu: Viktor Frankl war ein jüdischer, österreichischer Wissenschaftler. Im Oktober 1944 wurde er ins Konzentrationslager nach Auschwitz und danach noch in andere Konzentrationslager gebracht. Er erlebte eine schlimme Zeit, wurde gedemütigt und musste in unmenschlichen Zuständen Tag für Tag ums Überleben kämpfen. Viktor Frankl überlebte diese dramatische Zeit und trotz diesen widrigen Umständen war eine seiner Haupterkenntnisse: 

„Die letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellung zu den Dingen.“

Obwohl wir manchmal das Gefühl haben, dass uns alles über den Kopf wächst und wir das Verhalten unserer Kinder nicht verstehen und manchmal auch fast nicht aushalten können, können wir uns trotzdem entscheiden, innerlich positiv und ruhig zu bleiben. Früher oder später wird sich diese Ruhe auch um uns herum ausbreiten.

2. Denk dran: Es geht vorbei

Es klingt so simpel, wir wissen es alle und es ist wahr: Jeden Moment gibt es nur einmal. Die Phase des Schreiens geht vorbei. Dein Kind wird sich wieder beruhigen. 

Ein schwieriger Moment kann uns ewig vorkommen und das Gefühl vermitteln, dass er zu schwierig zum Aushalten ist. Wir sind versucht auszubrechen, mit Autorität, einer lauten Stimme oder sogar körperlicher Kraft für Ordnung zu sorgen. Oft sind diese Methoden nicht nachhaltig und/oder schaden mehr als sie nützen.

Zu wissen und uns bewusst zu machen, dass jeder Moment im hier und jetzt vergehen wird, kann uns helfen, ruhig zu bleiben.

3. Werde zum Detektiven

Warum aus einer schwierigen Situation nicht ein kleines Spiel mit dir selber machen? Fordere dich selbst heraus, indem du als Detektiv versuchst herauszufinden, was dein Kind in diesem schwierigen Moment gerade braucht

  • Ist es Abstand?
  • Will es alleine sein?
  • Braucht es Nähe? 
  • Deine Zuwendung?
  • Eine Umarmung?
  • Braucht es aufmunternde Worte?
  • Eine Bestätigung?
  • Braucht das Kind Hilfe, weil es lange probiert hat und selbst zu keiner Lösung gekommen ist?
  • Hat das Kind Hunger oder Durst?
  • Beschäftigt das Kind etwas vom letzten Wochenende oder von der Schule und du kannst ihm helfen, Dinge zu klären?

Je besser du dein Kind kennenlernst, desto eher wirst du als Detektiv erfolgreich sein und kannst es unterstützen.

Immer wieder gibt es schwierige Situationen und Momente. Wir als Eltern sind dafür da, den Kindern zu helfen, diese Situationen mit Bravour zu meistern. Wenn wir locker bleiben, wird uns dies einfacher gelingen und dem Kind gibt es Sicherheit, wenn es erlebt, dass die Eltern ruhig bleiben, egal was passiert.

 

Über den Autor

Philipp Döbeli

Nach dem Studium des internationalen Managements arbeitete Philipp in verschiedenen Unternehmen in den Bereichen Raumklima, Technologie, Lebensmittel und Mobilität. Innovationen faszinieren und begleiten ihn seit rund 10 Jahren. 2017 gründete er seine erste Firma. Philipp ist stolzer Ehemann und Vater von 2 Töchtern. Er liebt es, in der Freizeit Sport zu treiben und zu reisen. Seine Lieblingsstadt ist New York.

PODCAST

Willkommen beim Arrowz Podcast

Hier findest du inspirierende und erfrischenden Geschichten von Kindern.

Folge 7: Warum es sich lohnt, Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen.

Folge 6: Stell dir vor, dein Sohn steht in der Schule während einer Prüfung auf, zerreisst das Blatt und sagt, er schreibe diese Prüfung nicht.

Folge 5: Florence erzählt von ihrer Geburt und zeigt, dass gebären kein Horror sein muss.

Folge 4: Ein Lehrer nimmt uns mit auf eine Reise. Eines Tages rastet einer seiner Schüler aus. Als er herausfindet warum, wird ihm einiges klar.

Folge 3: Wie ist es eigentlich, wenn die eigene Tochter zu einem in die Schule kommt?

Folge 2: Wenn die Tochter das erste Mal Zucker isst und es gleich eine Überdosis ist.

Folge 1: Wenn dir dein Sohn auf dem Friedhof eine sehr spannende Frage stellt.